Lesereise nach Smolensk, Hans-Werner Engel 2006

Bereits dreimal war Hans-Werner Engel zu Lesereisen in Smolensk. Auch 2006 hat er sich wieder nach Smolensk begeben, um mit Studierenden zu arbeiten. Er plant, jeweils einen Workshop an der Smolensker Humanistischen Universität und der Pädagogischen Universität durchzuführen.

Hans-Werner Engel engagiert sich seit 2002 für einen lebendigen künstlerischen Austausch zwischen den Partnerstädten Hagen und Smolensk.Durch sein schriftstellerisches Engagement hat er vielfältige Kontakte zu Künstlern in Smolensk knüpfen können und unter den russischen Studenten der Fremdsprachenfakultäten großes Interesse für seine philosophischen, lyrischen und politischen Texte geweckt. Viele seiner Texte wurden bereits ins Russische übersetzt.

Kunst

Schlagfertig mit Worten spielen,

parieren wörtlich jeden Hieb,

Gedanken nur nach vorne zielen,

Gegner in die Enge trieb.

Hohe Kunst der Diskussion,

Mehrheit ist wohl ausgeschlossen,

einzelne ein Teil davon,

Worte sitzen wie gegossen!

Gefühle künstlerisch begreifen,

mit dem Körper dargestellt.

Handfest innerlich sie reifen,

Stimme singt sie in die Welt.

Eingemeißelt in Granit,

Materie fördert die Form,

Stimmung ist dabei ein Schritt.

Kunst ist frei, kennt keine Norm!

Lyrik, Gesang und Malen auch,

Sonne, Licht und Morgenröte,

Gefühle schleichen, seichter Hauch.

Liebe, Freude, große Nöte.

Wache Menschen, auch sensibel,

eigenwillig, Sonderling.

Gefühl gestalten, sehr penibel,

Kunst entsteht, nicht irgend Ding!

Искусство

Ловко поиграв словами,Парируя ударов шквал,

Ход мыслей, правленый веками,

Оппонента в клещи взял.

Вот искусство дискуссий в чем:

Судьбы слов там непростые,

Большинству вход воспрещен,

Избранные – как влитые!

Искусством чувства постигают,

Телесно воплощен кумир,

И глубинно созревают,

Голосами входят в мир.

Облекаются в гранит,

Материя – прообраз форм,

Настроение кружит.

Нет в искусстве всяких норм!

В песнях и холстах душа,

Солнце, свет, заря победы,

Крадутся чувства, чуть дыша,

Дружба и любовь и беды.

Пробудившийся вздыхает,

Впечатлительный чудак,

В мученьях чувство возникает,

Вот – искусство, не пустяк!

(übersetzt von Dmitrij Dokutowitsch)

Glas im Dunst

Wassertropfen glänzt,wie Glas im Dunst.

Er hängt am Zweig,

gleich einer Kugel.

Natur, du bist die edle Kunst.

Im Winde wild bewegt er zittert;

er stürzt,

am Boden er zersplittert.

Стекло в дымке

Капелька воды -стеклянный шарблестит в ветвях,

окутан дымкой,

природы ювелирный дар,

дрожит и, на ветру срываясь,

летит,

на почве рассыпаясь.

(übersetzt von Dmitrij Dokutowitsch)

Hermann Huffmann

1943, aus Stalingrad ein letzter Brief;danach vermisst, Frau und Tochter im Tief.1948, die Nachricht: Er lebt!

Hoffnung keimt, das Herze bebt.

Jahrzehnte gesucht, doch nicht gefunden,

gestorben; vergessen die alten Wunden?

Gedanken bleiben nach Osten gerichtet;

geistige Netzwerke, anders geschichtet.

1997, Gäste aus Russland kommen, neuer Akt;

junges Mädchen träumt, internationaler Kontakt.

Als Journalistin will sie dereinst vermitteln;

menschliche Themen, Verständnis titeln.

2004, Studium der Journalistik begonnen;

viel Zeit ist seit dem Kriege verronnen.

Reportage über Wolgograd, dort wo sie lebte,

Großmutter sehen, wo die Erde einst bebte.

Deinen Vater werde ich in der Steppe suchen;

Morgen dorthin, noch die Reise buchen.

Fahrt beschwerlich, glühend heiß, wie immer,

über dem Horizont der Luft hitzig Geflimmer.
Quader, Name allein unter Zigtausend;

H. Huffmann, das Herze aufbrausend;

Daten sind richtig, der Kreis scheint jetzt rund;

Stillstand tritt ein, kurz, in dieser Stund.

Über der Steppe weiße Kraniche fliegen,

schwingend, sie im Fluge sich wiegen.

Am Ort des Leids waren sie bei Dir;

fliegt, Kraniche, fliegt, bleibt nicht mehr hier.

Герман Хуфман

Год 43 – пришла последняя весть.Потом Сталинград. Пропал без вести. Скорби не счесть.Пять лет лишь спустя ей сообщили: Живёт!

Сердце забилось, надежда растёт.

Многолетние поиски, но нет результата…

Всё же погиб? Забыты скорбь и утрата?

Память осталась – с востоком нить,

духовные связи продолжают жить.

Друзья из России гостят в девяносто седьмом;

русская девочка мечтает о том,

стать журналистом, о простых людях писать,

между народами согласье создать.

Много времени прошло с той войны…

В 43-ем здесь дрожала земля –

о том городе, сейчас Волгограде,

будет писать свой очерк она.

Твоего отца я попытаюсь найти,

много русских и немцев лежат в той степи.

Летом там жарко – горячая земля,

воздух дрожит над горизонтом всегда.

Гранитные кубы – сотни тысяч имён!

Сердце забилось – Герман Хуфман – вот он!

Круг замкнулся – даты совпали,

тишина наступила и минута печали.

Над степью летит караван журавлей,

белые птицы кричат и плавно крыльями машут.

Побывав у тебя, над печалью полей,

„Прощайте!“- они по-птичьему скажут.

(übersetzt von Olga Engel)